Liszt: Das Werk für Cello und Klavier - Christophe Pantillon | VDE-GALLO

Liszt: Das Werk für Violoncello und Klavier – Christophe Pantillon, Cello – Marc Pantillon, Klavier

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Franz LISZT: La lugubre gondola, S. 134 – 6 Consolations, S. 172: No. 1 in E Major (Transp. in C Major) – 6 Consolations, S. 172: No. 4 in D-Flat Major – 6 Consolations, S. 172: No. 2 in E Major (Transp. in A Major) – 6 Consolations, S. 172: No. 3 in D-Flat Major (Transp. in E Major) – 6 Consolations, S. 172: No. 5 in E Major (Transp. in G Major) – 6 Consolations, S. 172: No. 6 in E Major (Transp. in C Major) – Elégie No. 1, S. 130 – Elégie No. 2, S. 131 – Romance oubliée, S. 132 – Valses oubliées, S. 215: No. 1 in F-Sharp Major – Die Zelle in Nonnenwerth, S. 382 – Années de pèlerinage, 3ème année, S. 163: I. Angelus! Prière aux Anges Gardiens.

Christophe Pantillon, Cello – Marc Pantillon, Klavier.

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Christophe Pantillon spielt Liszt

Mit weißen Pferden, die vor einer prächtigen Kutsche gespannt waren, bewegte er sich im Galopp über Europas Straßen. Sein Teint wie Pergament, sein finsterer Blick und die Virtuosität seiner Pianistenhände ließen die Frauenwelt in Verzückung geraten. Ausgestattet mit einem Namen, der nach Galaabend, Seidenstoffen und nach klar vernehmbaren Lächeln klingt, brannten in Liszt tausend Feuer: Fast zwanzig Jahre, nachdem die „Liberté“ das französische Volk angeführt und den unterdrückten Volksmassen die Beine hatte müde werden lassen… Wie hätte man sich diesem Abenteuer entziehen sollen? Von hier rührt das Bild eines oberflächlichen Extrovertierten, der allein vom Gefallen am Gefallen getrieben war, ganz anders als ein Chopin, Schumann und manch anderer. Aber nur wer seine Seele nicht versteht, wird Liszt auf seine Verwegenheit, seine irdischen Exzesse reduzieren.

Franz Liszt hat die Schreibkunst für das Klavier in vielerlei Hinsicht auf den Kopf gestellt. Dies hat vor allem, es sei daran erinnert, mit den technischen Erfindungen Erards und Pleyels zu tun, die möglich machten, was man sich noch wenige Jahre zuvor nie hätte vorstellen können. Doch der Komponist konzentrierte sich nicht nur auf seine persönliche Revolution. Und genau das ist es, was heute endlich anerkannt wird.

Der Cellist Christophe Pantillon gehört zur vierten Generation einer sehr berühmten Familie aus Schweizer Musikern, einer Dynastie aus Pianisten, Organisten und Violinisten natürlich. Er war über lange Jahre hinweg Solo-Cellist der Volksoper Wien, und seine Frau, Klara Flieder, ist Violinistin und Professorin an der Universität Mozarteum in Salzburg. Einen Großteil seines Tuns widmet er der Musik des 20. Jahrhunderts — Schoenberg genauso wie Korngold — deren Kammermusik er gern bekannt machen möchte. Von seinem Bruder am Klavier begleitet, der ebenfalls Musik in Wien studierte, bevor er in die Schweiz zurückkehrte, bietet Christophe Pantillon eine sensible wie einzigartige Auswahl an Liszt-Werken für Cello und Klavier.

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« Ich habe mich immer für Liszt interessiert », gesteht er. « Im Laufe der Zeit bin ich zu der Erkenntnis gelangt, dass dieser Komponist viel weniger eklektisch war, als viele Leute glauben. » Nachdem er eine Version von „La Lugubre Gondole“ für Cello entdeckt hatte, wurde er auf andere Werke aufmerksam. « Ich bin überwältigt von der beachtlichen Menge an Partituren, die Liszt komponierte », sagt er. « Ich frage mich oft, wie ein einzelner Mensch die Zeit aufbringen konnte, so viele Werke zu erschaffen. » Liszt, ein facettenreicher Mann, gab sich nicht damit zufrieden, ein genialer Tausendsassa zu sein, wie man vielleicht sagen könnte.

Das Innerste, die Aufrichtigkeit seiner Gefühle ließen ihn einen Weg des Glaubens beschreiten. « Seine virtuose Seite kommt im „Valse oublié“ nicht zum Vorschein, » bemerkt beispielsweise Christophe Pantillon. « Zum Ausdruck kommt das Religiöse, das etwas dunkle Mystische. Und genau an diesen Mann wollte ich mit einer Hommage erinnern, da ich ihn vor allen anderen bewundere. » So muss es auch nicht verwundern, dass Stücke aus „Années de pélerinage“, mysteriöse Fenster zu einem geheimen Universum, sich ganz natürlich in diese Anthologie einreihen. Diese CD lässt das Cello als ein Gesangsinstrument hervortreten, das eine Erzählung in sich trägt, für die das Klavier die Schatulle zu sein scheint. « Die Partituren, die Liszt für das Cello komponierte, führen ihn nicht zur Avantgarde, wie etwa jene, die er sich für das Klavier vorstellen konnte », betont der Solist. « Aber es sind noch lange keine Liebeslieder. Sie sind aufgrund ihrer Form sehr eigenständig, fast nonkonformistisch, und sei es nur mit Blick auf die Harmonie. Beim Anhören findet sich der Musikliebhaber auf unbekanntem Terrain wieder, wobei er von einem großen lyrischen Höhenflug zu persönlichen Rezitativen gleitet, so dass er meinen könnte, er höre ein Werk von César Franck oder Debussy. »

Diese CD legt offen, wie großzügig Franz Liszt bei seinen Schülern oder Komponisten seiner Zeit war. Wagners Baum darf den Wald der vielen jungen Menschen, die Liszt unterstützte, nicht verdecken: Wahrscheinlich war es einer von ihnen, dem er die Transkription von „Vallée d’Obermann“ für Trio anvertraute. « Er war sehr offen gegenüber neuen Strömungen, » freut sich Christophe Pantillon. « Nur kurze Zeit, nachdem er ein junger, erfolgshungriger Mann gewesen war, wurde sich Franz Liszt bewusst, dass er sich verwirklicht hatte. Er hat also eine Menge gegeben. »

Genau dieser Mischung aus Hingabe und Meditation gelingt es zu rühren. Wie ein Boot zwischen zwei Zeitaltern entfernt sich die Musik Liszts von der Romantik und vermittelt die Idee einer neuen Welt.

 

Frédérick Casadesus

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CHF 19.50

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