Extraits / Excerpts
Mendelssohn: Prelude and Fugue in C Minor, Op. 37 - Organ Sonata No. 6, Op. 65 - Balbastre: Première suite de Noël - Guy Bovet
Felix MENDELSSOHN: Prelude and Fugue in C Minor, Op. 37, No. 1, MWV W21 : I. Prelude – Prelude and Fugue in C Minor, Op. 37, No. 1, MWV W18: II. Fugue – Organ Sonata in D Minor, Op. 65, No. 6, MWV W61: I. Choral et Variations – II. Fugue – III. Final (Andante) – Claude BALBASTRE: Première Suite de Noëls: I. Prélude – II. À la venue de Noël – III. Joseph est bien marié – IV. Où s’en vont ces gais bergers – V. Ah ma voisine es-tu fâchée? – VI. Tous les bourgeois de Châtres – VII. Quand Jésus naquit à Noël.
Guy Bovet an der Orgel von Saint-Pierre-aux-Liens in Bulle. https://www.guybovet.org/
Die Orgel von Bulle
Sie wurde 1814 durch den Orgelbauer Alois Mooser gebaut, der auch durch sein berühmtes Werk für die Kathedrale in Fribourg bekannt ist. Die Buller Orgel wurde mehrmals umgebaut, unter anderem vor 1872, als man einige Register anfügte, den wesentlichen Aufbau jedoch beibehielt. 1932 erfolgte eine völlige Umgestaltung: Das Instrument wurde auf drei Klaviaturen erweitert und mit einem romantischen Schwellwerk versehen. Zwischen 1946 und 1948 wurden einige weitere, im gleichen Geist gedachte Änderungen durchgeführt.
Eine gewichtige Anzahl der Mooser-Pfeifen hat all diese Umbauten überlebt. Sie gehören den folgenden Registern an:
- Hauptwerk: Prinzipal 16, Prinzipal 8, Flöte 8, Gemshorn 8, Prästant 4, Kornett.
- Positiv: Bourdon 8, Prinzipal 4, Flöte 4, Flöte 2, Terz (?).
- Schwellwerk: Kegelflöte 4.
- Pedal: Subbass und Flöte.
Das Vorhandensein dieser 480 Pfeifen rechtfertigte eine vertiefte Studie, die im Hinblick auf die Renovation von 1976 durchgeführt wurde. Ziel war es, die ursprüngliche Anlage Moosers wiederherzustellen. Man stützte sich dabei auf Dokumente in den Pfarrei-Archiven sowie auf andere, mehr oder weniger bekannte und erhaltene Mooser-Orgeln (Montorge, Riedisheim, Hauterive, Estavayer-le-Lac und Heilig-Geist in Bern).
Für eine detailliertere Dokumentation über dieses Instrument und seine Renovierung wird auf die Schrift von François Seydoux, Die Orgeln von St. Peter in Fesseln zu Bulle, verwiesen, die man durch schriftliche Bestellung bei der Pfarrei erhält.
Der Umbau wurde von der Firma Füglister in Grimisuat (VS) durchgeführt, die Expertise übernahm Professor L.-F. Tagliavini vom Musikinstitut der Universität Fribourg. Das Werk weist nun wieder die ursprüngliche Anlage Moosers auf (2 Manuale, Pedal, mechanische Traktur und Registratur). Eine genaue Disposition findet sich hier in französischen Text.
GO (Grand Orgue) – 1er Clavier | Positif – 2e Clavier | Pédale |
---|---|---|
Montre 16 (depuis do³) | Bourdon 8 | Soubasse 16 |
Bourdon 16 | Suavial 8 (depuis do³) | Flûte 8 |
Montre 8 | Prestant 4 | Prestant 4 |
Bourdon 8 | Flûte 4 | Bombarde 16 |
Violflûte 8 | Flûte douce 4 | Bombarde 8 |
Prestant 4 | Flageolet 2 | |
Flûte 4 | Cromorne 8 | |
Quinte 2 2/3 | ||
Doublette 2 | ||
Fourniture 4 rangs | ||
Cornet 5 rangs (depuis do³) | ||
Trompette |
Die Werkwahl
Schweizerin, sogar Freiburgerin mit allen Eigenheiten dieses zweisprachigen Kantons, spricht die Orgel von Bulle sowohl französisch als auch deutsch, wenn auch keines von beiden perfekt (wie ihr Erbauer, dessen Briefe eine fröhliche Mischung aus Wortschatz und Satzbau darstellen). Doch sie weiß sich gut genug zu helfen, um erfolgreich ihren Weg zu gehen.
Für die Plattenaufnahmen haben wir Werke von Mendelssohn ausgewählt, denn der große Komponist spielte 1822 mit Vergnügen auf dieser Orgel, wie ein Brief aus Genf an seinen Lehrer Zelter in Berlin bezeugt. Er bedauerte nur, dass das Pedal weder das h noch das c der zweiten Oktave besaß, wodurch man „nichts von Bach spielen“ konnte. Beim Umbau wurde dieser Mangel behoben, und Mendelssohns Wunsch nachträglich erfüllt.
Das Präludium und die Fuge in c-Moll, eines der schönsten Werke der Orgelliteratur, beginnt beschwingt und majestätisch. In dieser wundervoll für die Orgel komponierten Musik spürt man den Einfluss Bachs. Doch während der gesamten Dauer des Präludiums und – noch bemerkenswerter – der Fuge fließt die Melodie kontinuierlich weiter. Dadurch wird aus dem, was eine trockene Kontrapunktübung oder eine sterile Nachahmung eines um 1830 kaum noch lebendigen Stils sein könnte, eine Art „Lied ohne Worte“, bei dem der Kontrapunkt nur die Stütze bildet. Auch das Fugenthema selbst besitzt in seinem elegant ausgewogenen 12/8-Rhythmus viel Schwung.
Die Sonate Nr. 6 über den Choral «Unser Vater» ist ebenfalls ein bei Organisten sehr geschätztes Werk, besonders die Variationen. Nach der Vorstellung des Chorals präsentiert die erste Variation das Thema im Sopran über einer ruhigen Sechzehntelbegleitung. Die zweite, lebhaftere Variation bringt ein Triolen-Motiv im Pedal hinzu, und anschließend wechselt das Thema in den Tenor. Schließlich mündet das Stück in eine Art Toccata, bei der das Thema zunächst im Pedal, dann in den Oberstimmen zu hören ist. Eine kurze Erwähnung des ersten und zweiten Choralmotivs im tutti schließt diesen Satz, der äußerst glanzvoll ist und die beiden anderen Teile etwas in den Schatten stellt. Die Fuge, die auf dem ersten, rhythmisch veränderten Choralthema basiert, verbleibt in ruhigen Klängen. Das Finale in Dur setzt den Fugenschluss fort, eine typisch mendelssohnsche Komposition, die man vor etwa zehn Jahren nicht zu spielen wagte, da sie als „süßlich“ galt. In Wirklichkeit ist das Stück anmutig und bietet die Möglichkeit, die romantischen Orgelregister (Gambe und Suavial) zur Geltung zu bringen.
Im Flug durch die Kulturen und Zeiten: Die Orgel von Bulle besitzt eine ausreichende Anzahl solcher Register, die eine werkgetreue Wiedergabe der klassischen französischen Musik ermöglichen, auch wenn das Cromorne vielleicht einer Vox Humana weichen muss. Wir haben die erste Suite von Balbastre gewählt und ergänzen damit unsere Aufnahme der zweiten (GALLO 3086, die Orgel von Vouvry). Diese Noëls sind in der Morgenröte des 19. Jahrhunderts geschrieben, das sie deutlich ankündigen. Sie weisen auch auf andersartige Orgeln und sogar auf das Pianoforte hin, wofür Balbastre einige seiner Werke bearbeiten musste, als ihm das Spielen in der Kirche verboten wurde!
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