Dvorak Quintet, Op. 81 & 77 - Quatuor Sine Nomine | VDE-GALLO

ANTONIN DVORAK : PIANO QUINTET NO. 2 IN A MAJOR, OP. 81 – STRING QUINTET NO. 2 IN G MAJOR, OP. 77

VEL 1518

Antonín DVORAK : Piano Quintet No. 2 in A Major, Op. 81, B. 155 – String Quintet No. 2 in G Major, Op. 77, B. 49

Quatuor Sine Nomine : Patrick Genet, François Gottraux, Violinen – Nicolas Pache, Viola – Marc Jaermann, Cello.
Philippe Dinkel, Klavier – Vincent Pasquier, Kontrabass.

Booklet VEL 1518.pdf

Dvořáks Kammermusik ist in ihrer Bedeutung und in ihrem Ausmass der jenigen Johannes Brahms, seines Protektors, vergleichbar : zahlreiche, oft grosse Werke begleiten regelmässig den Weg beider komponisten und bieten dem Hörer intime klangbilder, subtil, delikat und bis zu gleichsam symphonischer Stärke.

Bedeutende Werke für zwei Instrumente fehlen bei Dvořák fast gänzlich (ausgenommen, insbesondere, die berühmte Sonatine für violine und klavier, sowie verschiedene Bearbeitungen und einige, zum sofortigen orchestrieren bestimmte Stücke), die kammermusik ohne klavier nimmt dagegen einen relativ grossen Platz ein – besonders die vierzehn Streichquartette. Anderseits scheint Brahms’ doppelter Einfluss durch Beethoven und Schubert bei dem tschechischen komponisten zugunsten Schuberts zu neigen : die Themen der klassischen Formen werden weniger oft ihrer Architektur als ihres lyrischen Charmes wegen verwendet, der oft von slawischen folkloristischen Elementen gefärbt ist.

Das Klavierquintett in A-Dur, op.81 ist ein sehr reifes Werk, das mit einem ersten Jugendversuch kontrastiert. Es entstand 1887, als Dvořák 46 Jahre alt war, gleichzeitig mit seinen ersten grossen internationalen Erfolgen in Österreich, Deutschland und Grossbritannien mit symphonischer und religiöser Musik. Der erste Satz beginnt mit einer langen, träumerischen Phrase des Cellos, die vom klavier begleitet wird. Ein kräftiges Tutti verstärkt diese anfänglichen Elemente, bevor sie von klavier und Geige ihrerseits verwendet werden. Eine Überleitung führt, nach anfänglichem Zögern, zur Durchführung, die ein energisches Gegenspiel zwischen klavier und Streichern bringt. Der träumerische Ton des ersten Themas macht einer triumphalen Reprise Platz, die durch eine dichte und jubilierende koda verlängert wird.

Die Dumka des zweiten Satzes ist in eine sehr aufgegliederte Form gebettet, sie enthält viele textgetreue Wiederholungen und gibt Dvořák die Gelegenheit zu raschen kontrasten. Das anfängliche klaviermotiv geht sofort in ein melancholisches Doppelthema zwischen Bratsche und klavier über. Es steht einer zarten Passage in Dur gegenüber. Dem zentralen Abschnitt, symmetrischer Drehpunkt des ganzen Stückes, folgt ein wildes “Furiant”, dasjenige des dritten Satzes vorwegnehmend, während die koda, dunkel und verhängnisvoll, unerbittlich in die Tiefe steigt.

Der dritte und vierte Satz beinhalten mehr Elemente Beethovens als die beiden ersten, wie der Rhythmus der Gigue zu Beginn der 7. Symphonie (ebenfalls in A-Dur) im “Furiant” und der punktierte Rhythmus des ersten Satzes des 5. klavierkonzerts im Finale. Ein ausgelassenes Scherzo kontrastiert mit einem Trio voller abenteuerlicher Modulationen und mit Harmoniumsklängen, die an die “Bagatellen” von 1878 erinnern.

Der letzte Satz entspricht dem ersten durch die Weite seiner Architektur (eine Rondo-Sonate mit zentralem Fugato), durch die feinen thematischen Zitationen sowie durch die vielfalt seiner Textur und seiner instrumentalen klangfarben ; er bewegt sich zwischen Tanz und Lyrik, um schliesslich in einer brillianten koda zu kulminieren.

Das Streichquintett in G-Dur, op.77 entstand 1875. Der 34-jährige Dvořák erlebt seinen ersten grossen Erfolg mit der patriotischen kantate “Die Erben des weissen Berges” (1873, im Jahr seiner Hochzeit) ; 1874 erhält er zum ersten Mal ein Stipendium vom österreichischen Staat ; Namen wie Johannes Brahms und Eduard Hanslick stehen in der Prüfungskommission. Bald wird Simrock sein verleger und sein beginnendes internationales Bekanntwerden erlaubt es ihm, etwas weniger zu unterrichten (das Quintett wird aber erst 1888 in einer revidierten Fassung in Berlin uraufgeführt). Die verwendung des kontrabasses ist in der Geschichte des Streichquintetts ungewöhnlich. Meistens dominieren in dieser Formation zwei violinen, zwei Bratschen und ein Cello (dies ist bei den Streichquintetten Mozarts und Brahms sowie dem op. 97 Dvořáks der Fall, Schuberts Quintett mit zwei Cellos bildet ebenfalls eine Ausnahme). Die stützende Rolle des kontrabasses erlaubt dem Cello wiederholte lyrische Aufstiege, während die kraft der Bässe fast symphonische Effekte ermöglicht.

Philippe Dinkel

CHF 19.50

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