Brahms & Bruckner: Psalmen und Motetten – La Psallette de Genève, Pierre Pernoud
30-044
La Psallette de Genève, Pierre Pernoud
Johannes BRAHMS: Psalm 13, Herr, wie lange willst du mein so gar vergessen, Op. 27 – Warum ist das Licht gegeben dem Mühseligen?, Op. 74, No. 1: I. Warum ist das Licht gegeben in Mühseligen? – II. Lasset uns. Wenig bewegter – III. Siehe, wir preisen. Langsam und sanft – IV. Mit Fried und Freud ich fahr dahin – Geistliches Lied, Op. 30 – Anton BRUCKNER: Os Justi, WAB 30 – Christus factus est, WAB 11 – Ave Regina caelorum, WAB 8 – Ave Maria, WAB 6 – Tota pulchra es, WAB 46*
Marinette Extermann, orgue
La Psallette de Genève, Pierre Pernoud, direction
* Dirk Harmsen, ténor
Romantische Chorliteratur: Brahms und Bruckner
Weniger bekannt vielleicht als die der vorangegangenen Jahrhunderte, ist die romantische Chorliteratur dennoch von großer Fülle. Brahms und Bruckner, um nur sie zu nennen…
Ihre Temperamente könnten unterschiedlicher nicht sein.
Anton Bruckner: Kraft, Glanz und Erhebung
Bruckner sucht nach kraftvollen und glanzvollen Entfaltungen im Geist der Orgel. Er „registriert“ die Stimmen: Kontraste zwischen Frauen- und Männerstimmen, plötzliche „Ausbrüche“, bei denen der Chor auf acht Stimmen anwächst, und eine Suche nach fast orchestralen Farben. Der tiefe und ernste Glaube des Musikers findet prunkvolle Ausdrucksmittel, die die Erhebung (ein besonders romantisches Merkmal) der Seele vermitteln.
- Repräsentative Beispiele:
Seraphisch (Ave Maria) oder düster und dramatisch (Christus factus est), feierlich und etwas streng (Os justi meditabitur), großartig architektonisch (Tota pulchra es…), verleiht Bruckner diesen kurzen Werken eine innere Dimension, die sie eindrucksvoll macht.
Johannes Brahms: Mäßigung und Klassizismus
Zurückhaltender im Ausdruck als Bruckner behandelt Brahms den Chor auf eine viel „klassischere“ Weise, im Geist der Kammermusik. Als Leiter des Bach Hamburger Frauenchor in Hamburg und ein engagierter Bewunderer polyphoner Meister von Palestrina bis Bach schuf er Chorwerke, die zu den schönsten in seinem Schaffen zählen.
- Wo man es findet:
Nicht nur im Deutschen Requiem, sondern auch in zahlreichen Motetten und Chorwerken mit Orgel. Geübt in allen Schwierigkeiten des Kontrapunkts, ebenso sicher wie Schütz beim Aufbau einer polyphonen Freske (Warum ist das Licht gegeben…), bietet Brahms mit seiner Musik eine Vision des Lebens und, noch häufiger, des Todes, in der melancholische Emotionen mit heiterem Vertrauen verschmelzen.
Der Psalm 13 liegt ebenfalls in einem Licht, das nur Brahms eigen ist, wie die bewegte Gelassenheit des Geistliches Lied zeigt.
Zitat:
„Sei standhaft, was Gott beschließt, ist und bleibt das Beste…“
La Psallette de Genève: Ein außergewöhnliches Vokalensemble
La Psallette de Genève ist ein Vokalensemble, das aus Amateur-Sängern mit unterschiedlichsten Hintergründen besteht. Sie eint eine gemeinsame Liebe zur Musik und eine Leidenschaft für den Chorgesang.
Ein reichhaltiges und vielseitiges Repertoire
Die Psallette widmet sich vorwiegend dem umfangreichen a cappella-Repertoire von Komponisten aller Epochen, nimmt jedoch auch Orchesterwerke in ihr Programm auf:
- Oratorien und Kantaten:
Vivaldi, Hindemith, Carissimi, Frank Martin - Messen:
Guillaume de Machault, Igor Strawinsky - Große Meisterwerke:
Bachs Johannes-Passion, Mozarts Große Messe in c-Moll und Requiem
Für diese Projekte arbeitete sie mit dem Orchestre de la Suisse Romande, dem Orchestre de Chambre de Genève und dem Collegium Academicum zusammen.
Internationale Anerkennung
Neben ihrer regelmäßigen Tätigkeit in Genf seit über 20 Jahren hat die Psallette zahlreiche Konzerte in folgenden Regionen gegeben:
- Schweiz: Französisch- und deutschsprachige Gebiete
- Europa: Frankreich, Italien, Deutschland, Belgien, Spanien
- Bemerkenswerte Tourneen:
- 1967: Tournee in Marokko
- Teilnahme an der Internationalen Chorgesangswoche in Koblenz (Deutschland) unter der Leitung von Hans Grischkat (Stuttgart), Klaus Fischer-Diskau (Berlin) und Pierre Pernoud
- 1970: Gast des 7. Zimriya, dem Weltfestival des Chorgesangs in Israel
Kürzlich trat sie in Schweden und Dänemark auf.
Eine Schlüsselrolle im europäischen Chorgesang
- Gründungsmitglied der Europäischen Föderation Junger Chöre, die 1960 in Genf ins Leben gerufen wurde.
- Langjährige Partnerin der Internationalen Choralbewegung „À Cœur Joie“.
- Regelmäßige Teilnehmerin an großen internationalen Festivals, darunter:
- Charleroi, Passau, Nevers
- Die Choralies von Vaison-la-Romaine
Außerdem fungiert sie als offizieller Chor der Jeunesses Musicales von Genf.
Ein diskografisches Vermächtnis
Die Psallette hat mehrere Alben aufgenommen für:
- Die Internationale Schallplattengilde
- Die Anthologie der Schweizer Musik, die Komponisten aus der Romandie hervorhebt
Darüber hinaus hat sie zahlreiche Aufnahmen für Radio Romande und andere internationale Sender produziert.
Pierre Pernoud: Eine bemerkenswerte Karriere
Geboren 1930 in Genf, verfolgte Pierre Pernoud gleichzeitig klassische und musikalische Studien.
- 1953 erlangte er die Lizenz ès lettres an der Universität Genf, während er den Orgelunterricht am Genfer Konservatorium besuchte.
- Ein einjähriger Aufenthalt in Paris ermöglichte es ihm, seine akademische Ausbildung fortzusetzen und unter der Leitung von Professor Jacques Chailley das Zertifikat für Fortgeschrittene Studien in Musikgeschichte am Institut für Musikwissenschaft der Sorbonne zu erwerben.
- Nach Bestehen einer Aufnahmeprüfung besuchte er auch den Kurs für Musikästhetik bei Roland-Manuel am Nationalen Konservatorium von Paris.
- Er war Schüler von César Geoffray in der Chorleitung.
Ein Engagement für den Chorgesang
Als Nationaler Ausbilder der populären Bewegung für Chorgesang „À Cœur Joie“, gegründet in Frankreich von César Geoffray, lehrt Pierre Pernoud Chorleitung bei:
- Chortreffen
- Ausbildungsworkshops für Chorleiter
VDE-GALLO 1973
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