Domenico CIMAROSA: Il Matrimonio Segreto - OCL | VDE-GALLO

Domenico Cimarosa: Il Matrimonio Segreto (Live) – Elzbieta Szmytka – Jeannette Fischer – Anne-Marie Owens – Orchestre de chambre de Lausanne, Jesus Lopez Cobos

VEL1022

Domenico CIMAROSA: Il Matrimonio Segreto

CD 1:
Il matrimonio segreto: Overture – Act 1: Cara, non dubitar – Act 1: Lusinga, no, non c’è – Act 1: Io ti lascio, perché uniti – Act 1: Ecco che qui sen vien – Act 1: Udite, tutti udite – Act 1: Signora sorellina – Act 1: Le faccio un inchino – Act 1: Chetatevi e scusatela – Act 1: E vero che in casa – Act 1: Prima che arrivi il Conte – Act 1: Senza, senza cerimonie – Act 1: Certo sarete stanco – Act 1: Sento in petto un freddo – Act 1: Più a lungo la scoperta – Act 1: Signor, deh, concedete… – Act 1: Oh, Carolina! La sorte è a me propizia – Act 1: Perdonate, signor mio – Act 1: Tu mi dici che del Conte.

CD 2:
Il matrimonio segreto, Act 2: Questa invero è curiosa! – Act 2: Se fiato in corpo avete – Act 2: Ecco che or ora scoppia da sè la cosa – Act 2: Sento, oimé! che mi vien male – Act 2: Vanne, vanne, la seguita… – Act 2: Pria che spunti in ciel l’aurora – Act 2: Qua nulla si conclude – Act 2: Son lunatico, bilioso – Act 2: Ebben? Sei persuasa di rinunziare – Act 2: Cosa farete? – Act 2: Dunque andrà in un ritiro – Act 2: Come tacerlo poi – Act 2: Dove, dove mia cara – Act 2: Deh! lasciate ch’io respiri – Act 2: Sarete or persuasa… – Act 2: Se son vendicata… – Act 2: Venite qua, Paolino – Act 2: Il parlar di Carolina – Act 2: Deh, ti conforta, o cara.

Carolina: Elzbieta Szmytka
Elisetta: Jeannette Fischer
Fidalma: Anne-Marie Owens
Paolino: Tracey Welborn
Compte Robinson: François Le Roux
Geronimo: Angelo Romero

Alain Marcel, InszenierungVéronique Carrot, Cembalo.

Orchestre de chambre de Lausanne, Jesus Lopez Cobos, Leitung.

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Il Matrimonio Segreto

Am 7. Februar 1792 würdigten der Kaiser und das Publikum am Burgtheater in Wien den größten Erfolg, den es je für eine Oper gegeben hatte, mit einer spektakulären Ovation. Man spielte Il Matrimonio Segreto, Opera Buffa in zwei Akten von Domenico Cimarosa. Nach der Aufführung spendete der gerade gekrönte Kaiser Leopold II., der Auftraggeber dieses Werkes, seiner Truppe ein reiches Mahl und verlangte, dass man die ganze Oper von Anfang an wiederhole. Mit diesem ungewöhnlichen Wunsch wollte sich Leopold II., der nicht als sehr musikliebend galt, wahrscheinlich gegen seinen Vorgänger Joseph II. und dessen kultivierte Gönnerschaft auszeichnen. Neuer Kaiser, neue Musik. Erst vor kurzem war Mozart gestorben, Haydn hatte sich bequem in London niedergelassen und Salieri war nicht mehr Direktor der Wiener Oper. Der Zufall wollte, dass Cimarosa, der sich auf der Durchreise in Wien befand, die neue Gelegenheit erfasste.

Domenico Cimarosa wurde im Jahre 1749 als Sohn einfacher Eltern in Aversa geboren. Lange Zeit übte er seine Kunst an neapolitanischen Theatern aus, bevor er im Jahre 1779 mit der Oper Italiana in Londra in Rom berühmt wurde. Nachdem er seinen Ruf gefestigt hatte, unternahm er eine Reise nach St.-Petersburg, wie viele andere italienische Komponisten vor ihm, insbesondere Paisiello und Sarti. Doch das in aller Hinsicht frostige russische Klima war nicht dazu geschaffen, seine Inspiration zu fordern und seinen drei Opern La Felicità Inaspettata, Cleopatra und La Vergine del Sole den erhofften Erfolg zu gewähren. Nach vier Jahren gegenseitigen Missverstehens verließ Cimarosa im Jahre 1791 den Hof der Zarin und machte auf dem Weg nach Italien in Wien Halt.

Kurz nach seiner Ankunft erhielt er den Auftrag, eine Opera Buffa zu komponieren und begann seine Arbeit mit dem „librettista cesareo“ (dem Librettisten des Kaisers), Giovanni Bertati. „Bertati ist ein Esel. Er ist dabei, eine Oper für Cimarosa zu schreiben, und ist doch solch einer Ehre nicht würdig“. Diese boshaften und bitteren Worte stammen von Lorenzo da Ponte, der gezwungen war, Wien zu verlassen, und seinem Nachfolger einen ersten und letzten Besuch abstattete. Dieser Besuch, der in den Erinnerungen da Pontes beschrieben ist, war eisig und kurz, ließ ihm aber genügend Zeit, auf dem Tisch des Dichters eine „französische Komödie“ zu erblicken, die später die Quelle der Oper Il Matrimonio Segreto wurde. Wahrscheinlich handelte es sich um das weinerliche Drama von Madame Riccaboni, Sophie ou Le Mariage Caché, oder um Le Mariage Clandestin von Joseph-Alexander Pierre. Diese erbaulichen Anleihen sind die letzten Glieder einer thematischen Folge, die auf William Hogarths Bilderzyklus Le mariage à la mode aus dem Jahr 1766 zeigt auf schonungslose Weise die dramatischen Konsequenzen einer Ehe zwischen einer reichen Bürgerstochter und einem verarmten Adeligen. George Colman und der Schauspieler David Garrick schrieben daraufhin im selben Jahr eine Komödie mit dem Titel The Clandestine Marriage, die in ganz Europa aufgeführt und berühmt wurde und zu zahlreichen Bearbeitungen Anlass gab. In diesem Stück „opfert der ehrenhafte Kaufmann das Glück seiner Tochter dem Hochmut eines eitlen adeligen Titels“.

Cimarosa war gegen einen dramatischen Ausgang seiner Oper; allein die Entscheidung der Kinder Paolino und Carolina ist ausschlaggebend und setzt sich gegen die Eitelkeit und Begierde der Eltern durch.

Im Gegensatz zu seinen Zeitgenossen schrieb Cimarosa zu diesem Text eine Musik, die frei von sentimentalen oder ideologischen Überschwänglichkeiten ist und sich jedes mechanische Vorgehen verbietet. Mit einer unendlichen Mannigfaltigkeit von oft unerwarteten Rhythmen und Melodien bietet er eine aufmerksame, musikalische Lektüre eines häuslichen Ereignisses an, das sich behutsam, ohne Lärm und Getöse auflöst: ein Kommentar ohne kritische Dimension, liebevoll und leicht ironisch.

Nur wenige Monate nach Mozarts Tod sind wir schon weit entfernt vom ausgeklügelten Entwurf der Opern Le nozze di Figaro, Don Giovanni und Cosi fan tutte. Sie bieten, verwinkelt und ehrgeizig, durch die scharfe Durchleuchtung der Charaktere unendlich vielseitige Lesearten an. Jedoch ist Mozart in Cimarosas Welt nicht abwesend, und sogar der gefürchtete Kritiker Eduard Hanslick stellt fest, dass „Zwischen den Nozze di Figaro und dem Matrimonio segreto eine Heimliche Ehe stattfindet“. Und wenn die Nozze in der Organisation bestimmter Szenen gegenwärtig sind, so erkennt man die Zauberflöte auf Anhieb an den drei ersten Akkorden der Ouvertüre.

Der verdiente Erfolg verhalf dem Werk schnell zu unbestrittenen Empfehlungen, und Auszeichnungen des Wohlwollens und des Ansehens fehlten nie. Die Aussagen von Rossini, Goethe, Schumann und Verdi sind nur einige Beispiele unter vielen.

In einer Diskographie, die die Bedeutung dieser Oper hartnäckig nicht zur Kenntnis nehmen will, erlaubt die Live-Aufnahme der Heimlichen Ehe, wie sie im Theater Municipal von Lausanne während mehreren Vorstellungen im März 1992 gemacht wurde, endlich die musikalische und theatralische Anerkennung des Werkes. Mit dem Vorteil einer lebendigen Direktaufnahme ohne die Künstlichkeit des Studios wird uns das Werk in seiner ganzen Ursprünglichkeit und Lebhaftigkeit wiedergegeben: „Eine richtige musikalische Komödie“, wie es Verdi gefiel, sie zu beschreiben.

Sandro Cometta

CHF 28.00

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