Bloch - Dutilleux - Hommage à Armin Jordan | VDE-GALLO

Hommage à Armin Jordan – Bloch: Schelomo, B. 39 – Dutilleux: Tout un monde lointain – François Guye, Cello – Orchestre de la Suisse Romande – Armin Jordan, Leitung

VEL 1620

Hommage à Armin Jordan


Ernest BLOCH: Schelomo, B. 39 – Henri DUTILLEUX: Tout un monde lointain: I. Enigme – II. Regard – III. Houles – IV. Miroirs – V. Hymne.

François Guye, Cello – Orchestre de la Suisse Romande (https://www.osr.ch)Armin Jordan, Leitung.


Armin

Es war Befehl, ihn zu duzen; und sogar mit dem Vornamen anzureden. Wer ihm mit „Maestro“ kam:
– Wollt ihr mir auf den Wecker gehen?

Unter den großen Dirigenten steht Armin einzig da. 15 Jahre nach seinem Tod weckt die Erinnerung an ihn immer noch Emotionen. Ein nostalgischer Ehemaliger des OSR: „Vor ihm hat es keinen Armin Jordan gegeben; nach ihm wird es nimmer einen geben.“

Bezeichnend für sein Verhältnis mit dem Verwaltungspersonal ist die Warnung von einem ehemaligen Inszipient: „Wer dem Armin auch nur ein einziges Haar krümmt, wird auf eine Bahre hinausgetragen!“

Wie dem auch sei, er will kein Star sein, das findet er lächerlich. Weltweit Karriere machen, 20 Mal pro Jahr Zeitzonen wechseln? Wofür? Das macht keinen Sinn.

Anfrage der Berliner Philharmonie:
– Wo ist Berlin?
Von der Met angesprochen:
– Fragen Sie meinen Sohn!

Gleichzeitig ist er bereit, seine Bläserkumpel in Nantua zu dirigieren, mit oder ohne Gage.

Überzeugt, dass wahre Musik zum Terroir gehört, ist er Feind jeglicher Vereinheitlichung, und führt eine betont helvetische Karriere, trotz seinen vielen Pariser Auftritte.

Seinen Musikern gegenüber minimiert er ständig seine Rolle: „Sie machen die Musik; ich stehe wie ein Polizist an der Kreuzung und regle den Verkehr.“ Und außerdem, er sei nicht da, um eine Show zu liefern.

In der Tat ist seine Gestik ganz ungezwungen, was seine Solisten animiert – egal in welchem Orchester – seinen erträumten Klang zu realisieren.

Selten findet man einen Dirigenten, der im Künstlerzimmer nach lautem Applaus seine Leistung als erbärmlich einstuft…

Armin lässt sich nicht täuschen. „Feinsinnigkeit“ ist ein Understatement für die Subtilität und Luzidität, die jeden Gegenüber sofort durchschaut, jeden Betrug aufspürt.

Froh wie ein Kind, das in die Pfütze springt, trampelt er auf Gemeinplätze. Er ist kein Diktator, er kennt die demokratisierenden Limiten und Sackgassen. Mit unschuldiger Miene liebt er, diskret zu schockieren, aber seine oft provokativen Repliken und fraglichen Scherze sind eigentlich Zeichen der Anteilnahme. Vor pessimistischem, tragischem Hintergrund zeigt sich Armin bewusst spielerisch, dem Schicksal zum Trotz. Wer Armin verstehen will, muss die Paradoxe überwinden.

An was glaubt er denn? Einzig an die Musik – allein fähig, das unstete Wort zu umgehen und Transzendenz zu vermitteln. Er beschränkt sich darauf, seine innere Wahrnehmung der Musik zu vermitteln. Und sie hat ihn bis zum letzten Tag getragen.

Man muss erlebt haben, wie er vor Proben mit unsicherem Schritt und schwer atmend sein Pult erreichte, und wie sein Gesicht mit unsäglichem Wohlbefinden aufleuchtete sobald die Musik einsetzte.

 

André Piguet, Ehemaliger Präsident
der «Amis de l’OSR»


Amis de l'OSR


 


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Diapason d’or


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