Mendelssohn : String Quartet - Quatuor Sine Nomine | VDE-GALLO

MENDELSSOHN : STRING QUARTET NO. 1, OP. 12 – STRING QUARTET NO. 2, OP. 13 – CAPRICCIO, OP. 81 – QUATUOR SINE NOMINE

VEL 1516

Felix MENDELSSOHN : String Quartet No. 1 in E-Flat Major, Op. 12, MWV R25: I. Adagio non troppo – Allegro non tardante – II. Canzonetta – Allegretto – Più mosso – III. Andante espressivo – IV. Molto allegro e vivace – String Quartet No. 2 in A Minor, Op. 13, MWV R22: I. Adagio – II. Adagio non lento – III. Intermezzo – Allegro con moto – Allegro di molto – IV. Presto – Adagio non lento – 4 Pieces for String Quartet, Op. 81, MWV R32: III. Capriccio.

Quatuor Sine Nomine : Patrick Genet, François Gottraux, Violinen – Nicolas Pache, Viola – Marc Jaermann, Cello.

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Von Wagners niederträchtigen antisemitischen Äusserungen über diejenigen Debussys, der ihn als « oberflächlich eleganten Notar » bezeichnete, ist Mendelssohn bis heute Opfer von unerklärlicherweise stets wiederholten Verleumdungen geblieben. Es scheint, als ob man ihm seine Lebensfreude, seine Schönheit, seine beneidenswerte soziale Position und seine erstaunliche schöpferische Leichtigkeit missgönnen würde.

Einige seiner Werke erfreuen sich jedoch seit je der Gunst des Publikums : die Hebriden-Ouvertüre, der Sommernachtstraum, das Violinkonzert und di Italienische Symphonie. Dagegen bleibt seine Kammermusik dem « normalen » Publikum unbekannt, das stets die Quartette von Mozart und Beethoven vorzieht. Aus seiner Begeisterung für die Klassik findet Mendelssohn zu einer durchsichtigen, an Mozart erinnernden Schreibweise.

Das Quartett in a-moll, Op.13, wurde in der Zeit von Juli bis Oktober 1827 von einem 18-jährigen Jüngling geschrieben, der damals schon seinen eigenen Stil meisterhaft beherrschte. Man darf annehmen, dass der Tod Beethovens den Anstoss zur Komposition dieses neuen Werkes gegeben hat, dessen musikalischer Gehalt ungerechtfertigterweise noch immer missachtet wird. Ohne seinen geistigen Vater kopieren zu wollen, zeigt sich Mendelssohn doch beeinflusst von der Struktur der späten Quartette Beethovens. Der erste Satz des Opus 13 baut sich auf über einem Motiv aus dem Lied, Op.9, Nr. 1 Ist es wahr ?, das sich als roter Faden hindurchzieht. Der langsame Satz entwickelt sich in gespannter Chromatik, um in einer vierstimmigen Fuge zu enden, in der schon Elemente des Finale zu hören sind. Das folgende Intermezzo präsentiert das Urbild der Kunst Mendelssohns : diese unbeschwert leichtfertige Eleganz, die so viel zur abschätzigen Beurteilung ihres Autors beigetragen hat. Das Finale ist einer der verwickeltsten Sätze, die der junge Mendelssohn je geschrieben hat. Dieser Sonatensatz wird ständig unterbrochen durch ein das Anfangsmotiv des Lieds wieder einführendes Rezitativ. Dieses hartnäkkig wiederholte Ist es wahr ?, ist es nicht eigenartig nahe dem Muss es sein ? Es muss sein ! Beethovens ?

Mendelssohn vollendete sein Quartett in Es Dur, Op.12 zwei Jahre später, im September 1829. Am Anfang steht eine kurze langsame Einleitung, gefolgt von einem mutwilligen Allegro mit einer langen Durchführung. Anstelle des üblichen langsamen zweiten Satzes setzt Mendelssohn eine wunderschöne Canzonetta, die häufig auch allein aufgeführt wird. Leicht dahinfliessend und von zauberhafter Einfachheit trägt dieses ätherische Stück wiederum alle Züge des Mendelssohnschen Genies. Das folgende Andante espressivo gibt der ersten Geige Gelegenheit, sich in grossen lyrischen Aufschwüngen von ihrer besten Seite zu zeigen. Das Finale, in wildem Galopp dahinstürmend, ruft ganz deutlich Schubert in Erinnerung. Wie im Finale des Op.13, gebraucht Mendelssohn auch hier ein zyklisches Vorgehen, indem er anstelle eines eigenen Schlusses Elemente des ersten Satzes wiederholt.

Das Capriccio in e-moll, Op.81, Nr.3 stand früher als dritter Satz im Quartett Nr.7, das posthum aus vier verstreuten Stücken willkürlich zusammegesetzt worden war. Dieses kurze Stück besteht aus zwei eng miteinander verknüpften Teilen. Einem Andante vom Typus Lied ohne Worte folgt ein Allegro fugato von seltener Energie und kontrapunktischer Dichte, so als ob Mendelssohn den Versuch unternommen hätte, in einer neuen Zwischenform Lied und Scherzo in einem Satz zu vereinen.

François Hudry
Übers. Hans-Walter Hirzel

CHF 19.50

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