Extraits / Excerpts
Mozart: Fantasy in F Minor, K. 608 - Beethoven: Fugue in D Major, WoO 31 - Werke für Orgel - Guy Bovet, Ernst Gerber, Claude Maréchaux
Wolfgang Amadeus MOZART: Fantasy in F Minor, K. 608 – Adagio and Allegro in F Minor, K. 594 – Andante in F Major, K. 616 – Andante in B-Flat Major, K. 15ii – Allegro in G Minor, K. 15r – Ludwig van BEETHOVEN: Fugue in D Major, WoO 31 – 3 Pieces for Mechanical Organ, WoO 33a: II. Scherzo. Allegro – 3 Pieces for Mechanical Organ, WoO 33a: I. Adagio.
Guy Bovet et Ernst Gerber à l’orgue historique de Coppet.
Musik für kleine Orgel
Die Musik, die wir für die Orgel in Coppet ausgewählt haben, wird nicht oft gespielt. Weder Mozart noch Beethoven sind durch ihre Orgelmusik berühmt geworden; alle diese Stücke sind jedoch ungefähr zur selben Zeit als die Orgel entstanden und klingen darauf sehr schön. Besonders beim Spielen der Mozart-Fantasien auf einer kleinen Orgel haben sich einige Probleme, denen der Spieler auf einem normalen Instrument immer wieder begegnet, von selbst gelöst.
Die Instrumente im Deym/Müllerschen Kunstkabinett in Wien, wofür die meisten von diesen Stücken bestellt wurden, waren nicht groß (Mozart beklagt sich sogar bitter darüber in einem Brief von 1790 an seine Gattin), aber der Komponist hat sich nolens volens dem Medium so angepasst, dass die Interpretation auf einem ähnlich kleinen Instrument selbstverständlich wird.
Spielt man zum Beispiel die Fantasy in F Minor, K. 608 auf einer großen Orgel, stellen sich immer die beiden Probleme des Tempos und der Registrierung: man muss auf einem großen Pleno die punktierten Ecksätze des Werkes zu langsam spielen und dann für die Fugen ein anderes Tempo wählen, was von Mozart nicht vorgesehen ist.
Das große, tutti-artige Pleno wirkt vom Klang her dann auch zu schwer; spielt man aber auf wenigeren Registern, hat man keine Fülle. Das Stück ist also sicher für das Tutti einer sehr kleinen Orgel gedacht, und das ließ sich in Coppet sehr gut realisieren.
Da diese Musik von einem Automaten gespielt wurde, ist sie für einen einzigen Spieler sehr schwer darzustellen. Kurz nach Mozarts Tod erschienen schon zwei Ausgaben davon, eingerichtet für vierhändiges Spiel. Diese Lösung erlaubt, fast alle Noten, Triller usw. zu spielen, also ein möglichst vollständiges Ergebnis zu erreichen. Wir haben die Beethoven-Stücke ähnlich verarbeitet: sie wurden (außer der Fuge) ebenfalls für das Kunstkabinett komponiert.
Fantasy in F Minor, K. 608
Ein großes siebenteiliges Fresko: punktierte Einführung im französischen Stil, erste Fuge, punktiertes Zwischenspiel, Andante mit Variationen, punktiertes Zwischenspiel, zweite Fuge über dasselbe Thema, punktierter Schlussteil mit Fugenstretto.
Der Satz ist äußerst fein ausgearbeitet, besonders in den kontrapunktischen Teilen erscheinen alle Arten der Kunst: Inversionen, Diminutionen, Stretti, verschiedene Kontrasubjekte usw.; der Variationen-Teil ist sehr streng gehalten bis auf eine große Schlusskadenz, und in den punktierten Teilen finden wir sehr kühne Modulationen. Ein «totales» Werk, wo die ganze Kunst eines Komponisten zum Vorschein kommt.
Adagio, Allegro (und Adagio) KV 594
Für ein dem berühmten Feldmarschall Laudon gewidmetes Mausoleum geschrieben, in dem ein lebensgroßes Wachsbildnis des Feldmarschalls in einem Glassarg ausgestellt war. Die Musik sollte eine Trauermusik werden; Mozart erinnert doch wohl auch an die militärischen Heldentaten Laudons mit seinen Fanfaren im Mittelteil.
Andante KV 616
Dieses Stück war auch im Kunstkabinett zu hören und begleitete ein Bildnis der Schlafkammer der Grazien, welches von Alabaster-Lampen beleuchtet war und wo man eine Schöne zu Bett gehen sah. Bei dieser Musik würde aber wohl niemand einschlafen!
Andante cantabile KV 15ii
Aus dem Londoner Skizzenbuch von 1764/65 mit kleineren Stücken des damals acht- oder neunjährigen Mozarts.
Allegro KV 15r
Stammt aus der gleichen Handschrift. Keines von diesen Stücken ist wahrscheinlich für Orgel, sie stammen jedoch aus der Zeit, wenn der Knabe als Organist in Versailles und London große Erfolge feierte. Man bewundert die Behändigkeit und harmonische Kühnheit des Stückes, welches an Domenico Scarlatti erinnert, welcher die diskrete Anspielung auf Jagdhornmelodien am Schluss wohl auch gemocht hätte.
Fuge in D (Beethoven)
Komponiert in Bonn mit 13 Jahren, wohl für einen Wettstreit um eine Organistenstelle. Das Stück ist zweistimmig und verdichtet sich gegen Schluss etwas.
Scherzo G-dur (Beethoven)
Auch eine Bestellung des Grafen Deym fürs Kunstkabinett. Ein sehr leichter Stil, der an einige Haydnsche Flötenuhrstücke erinnert.
Adagio F-dur (Beethoven)
Obschon aus der gleichen Sammlung, hat dieses Stück einen viel persönlicheren Stil. Die Einrichtung für die Orgel war auch schwieriger: das Original auf vier Notenzeilen kann sogar von zwei Spielern auf einem einzigen Manual nicht gut dargestellt werden, da sich manche Begleitfiguren mit ausgehaltenen Akkorden überdecken.
Wir haben eine vereinfachte Fassung herstellen müssen (3 Hände). Es ist vielleicht etwas schade, auf manches so verzichten zu müssen, aber sonst hätte man ja das Stück ganz weglassen müssen, was auch sehr schade gewesen wäre: es bildet zu dieser seltenen Auswahl von wenig gespielten Musik einen schönen Abschluss.
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