Eclipses: 57 Gedichte von Norah Zapata-Prill - Irma Weissenberg Perenyi (Französische Version hier verfügbar zum Download und Streaming)

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Eclipses: 57 Gedichte von Norah Zapata-Prill - Irma Weissenberg Perenyi (Französische Version hier verfügbar zum Download und Streaming)

GALLO DI-1747

Eclipses: 57 Gedichte von Norah ZAPATA-PRILL (Französische Version hier verfügbar zum Download und Streaming)

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Eins
Decke
Weiße Krankenhauswände ohne Schmuck
Leinwände
Ein Besucherzimmer, in dem meine Angst ohne Ruder oder Ufer treibt
Und
Manchmal
Karfreitage eines Christus, der Dornen verklärt.

Zwei
Ich habe Postkarten mit Gemälden von Monet erhalten:
Seine Seerosenteiche durchdrungen von Licht und Schatten
Seine Mohnfelder
Seine Veilchen
Die Frau mit dem Sonnenschirm an einem windigen Tag
Seine wiedergeborenen Sonnen
Seine wolkigen Sonnenuntergänge
Seine Dämmerungen, in denen nostalgisches Indigo als Opfergabe liegt
Monet
Mit seinen Stunden voller zeitloser Schönheit

Drei
Wenn der Schmerz nagt
Wie heute
Stelle ich mir blühende Löwenzahnfelder vor
Mandelbäume, die so sehr die Vollmonde liebten, dass sie weiß wurden
Ich schmücke mich mit Farben
Ich erinnere mich an den Duft des Jasmins aus meinem Haus
An die blühenden Lindenwälder
An Ginster
An Narzissen
An blaue Madrigale von Rosmarin auf den Hügeln
Ich gebe mich den Sinnen hin
Ich tanze mit den Lichtstrahlen, die durch mein Fenster dringen.


Roberto Sawicki, Violine
Elisabeth Dönni Kocher, Klavier
Irma Weissenberg Perenyi, Erzählerin


VORWORT

Mit *Eclipses* erkundet die Dichterin Norah Zapata-Prill ein Erfahrungsgebiet, über das nur wenige Autoren in der Ich-Form gesprochen haben. Wir wissen bereits, dass ihre Poesie von der Intensität der konkreten, greifbaren Erfahrung handelt, sowohl persönlich als auch kollektiv: Körper, Landschaften, Begegnungen, Phänomene – all diese Erscheinungen, in denen das Unergründliche des Menschen und der Welt in Frage gestellt wird.

Hier jedoch betritt sie eine andere Sphäre. *Eclipses* bringt in die Sprache, was durch eine Grenzerfahrung sichtbar wurde und sich offenbarte: im Erleben eines schwer verletzten Körpers, in der Ahnung des Todes, in Momenten extremer Schmerzen und Ängste, sogar in Träumen – mit anderen Worten, in der weiten Komplexität einer klinischen Situation.

Damit dieses Buch entstehen konnte, war eine absolut einzigartige Erfahrung nötig – eine Erfahrung, die, wie wir sehen werden, Wahrheiten und Visionen hervorbrachte.

„Die Milchstraße hält mich in Trance
Sie zerschlägt meine Spiegel
Meine Masken
In Stücke
Ich versuche, dieser Spaltung im Licht meines verletzten Selbst einen Sinn zu geben“

Trancen und Visionen werden uns hier offenbart, denn die persönliche und einzigartige Erfahrung, in Sprache gebracht und durch das Schreiben dargeboten, wird zu einer konzeptuellen, einbeziehenden, offenen Erfahrung. Sie eröffnet eine Möglichkeit zur Erkenntnis des Menschlichen.

Das Wort *Eklipse* stammt vom griechischen ἔκλειψις, was „Verschwinden“, „Abwesenheit“ bedeutet, und auch vom Verb ἐκλείπω: „ich verlasse“. In der antiken Astronomie bezeichnete man als *Ekliptik* die Bewegungslinie, auf der sich Eklipsen ereigneten.

Heute wissen wir, dass selbst totale Sonnenfinsternisse einen Lichtschein durchdringen lassen und dass einige spektakuläre Mondfinsternisse den Mond kupferfarben färben. Es gibt kein absolutes Verschwinden, kein völliges Verlassen.

In diesen abgründigen Bewegungslinien von Licht und Dunkelheit, zwischen Glanz und Verborgensein, nimmt das Leben Gestalt an. Etwas von dem, was wir nicht sehen, ist da.


CD-1747-1748 Booklet.pdf

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