Werke für vier Orgeln aus Einsiedeln - Guy Bovet | VDE-GALLO

Werke für vier Orgeln aus Einsiedeln – Guy Bovet, André Luy, Philippe Laubscher, Ernst Gerber

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Werke für vier Orgeln

Père Marian MÜLLER: Sonata a quattro Organi per l’Assonta – Sonata Pastorale a quattro Organi per il Santo Natale – Sonata a tre Organi per la festa di Santo Meinrado – Anonymous: Sonata a quattro Organi in G Major – Anselm SCHUBIGER: Marcia di Santa Cecilia (Caecilienmarsch) – Carlo GOEURY: Intrada a 3 Organi – Père Marian MÜLLER: Sonata a quatro Organi per il Paschale Gaudio – Pietro VALLE: Pièce à 3 Orgues (sans titre)

Guy Bovet, https://www.guybovet.org/  André Luy, Philippe Laubscher, Ernst Gerber an den Mathis-Orgeln und an der Chororgel der reformierten Kirche in Hinwil sowie an zwei Positiven, die von der Firma Kuhn AG aus Maennedorf gebaut wurden.

Unsere Orgelalben


Die Werke für mehrere Orgeln aus der Bibliothek von Einsiedeln

Das berühmte Kloster Einsiedeln besitzt in seiner Musikbibliothek zahlreiche Schätze. Unter diesen befindet sich eine Reihe von Orgelstücken, insbesondere für 2, 3 oder vier Orgeln, manchmal sogar mit Instrumentenensembles, die von Mönchen aus Einsiedeln zu bestimmten Anlässen komponiert wurden. Vielleicht wurde auch ein vorbeiziehender Reisender von diesem stereophonen Konzept angezogen.

Tatsächlich hatte die Kirche in Einsiedeln mehrere unabhängige Orgeln, deren Gehäuse heute noch sichtbar sind. Leider wurden die Instrumente selbst jedoch nach einem fragwürdigen Geschmack umgestaltet und sind nun elektrisch mit einem zentralen Spieltisch verbunden (außer der Chororgel). Laut N. Flueler (Orgeln und Orgelbauten im Stift Einsiedeln, 1902) war die erste Orgel, die in der neuen Kirche, die 1735 fertiggestellt wurde, installiert wurde, ein Instrument aus der vorherigen Kirche, das von einem der Brüder, P. Pius Kreuel, im Jahr 1680 gebaut wurde. 1741 wurde eine neue Orgel (17 Register auf einem Manual und Pedal) von Joseph Anderhalden aus Sarnen installiert.

Die beiden Instrumente wurden 1749 versetzt und jeweils auf der Vorderseite des Schiffes, auf beiden Seiten, platziert. Gleichzeitig wurde eine der beiden Chororgeln, ebenfalls von P. Kreuel gebaut, in den hinteren Teil des Schiffes auf eine Galerie versetzt. 1754 vollendete Viktor Bossart aus Baar eine neue Chororgel mit 2 Manualen und 30 Registern, deren Mechanik sich unter dem gesamten Chor erstreckt, wobei die Konsole auf der einen Seite und das Instrument auf der anderen Seite steht. Abt Marian Müller, dessen mehrere Kompositionen auf dieser Aufnahme zu hören sind, ließ die Orgel im rechten Schiff durch den Orgelbauer Bouthillier renovieren (das Instrument hatte nun 2 Manuale, ein Pedal und 32 Register).

1797 wurde ein letztes Instrument vom elsässischen Orgelbauer Bergônzle begonnen, aber französische Truppen fielen in Einsiedeln ein, und das Instrument wurde nie vollendet. Zusammen mit den zwei Positivorgeln von P. Kreuel hatte die Kirche also 6 oder 7 Orgeln! Für diese Aufnahme haben wir uns auf die Werke für 3 und 4 Orgeln aus der Bibliothek von Einsiedeln konzentriert.

Wir möchten R.P. Kanisius Zünd, den Bibliothekar, danken, der uns Zugang zu diesen Schätzen gewährt hat. Leider war es nicht möglich, die Aufnahme direkt in Einsiedeln zu machen, da die tägliche Nutzung des Heiligtums eine „profane“ Nutzung der Räumlichkeiten verbot.

Von P. Marian Müller (1724-1780), Abt des Klosters Einsiedeln, sind vier Werke auf dieser Aufnahme vertreten. Es handelt sich um einteilige Sonaten, die in einem recht galanten Stil für bestimmte Anlässe (Himmelfahrt, Fest des heiligen Meinrad, Patron von Einsiedeln, Weihnachten, Ostern) komponiert wurden. Die Instrumente antworten einander abwechselnd, wobei die finalen Kadenzstücke im unisono von den vier Orgeln gespielt werden. Für die Weihnachts-Sonate haben wir zudem zwei Zimbelsterne verwendet (ein im 18. Jahrhundert sehr geschätztes Gerät, das aus einem Mechanismus besteht, der mehrere Glocken schlägt): einer stammt von der Mathis-Orgel der Kirche in Hinwil, der andere wurde von Max Zbinden aus Luins gebaut.

P. Müller war neben seinen Talenten als Komponist ein großer Organisator, und sein Einfluss sowie seine Initiativen waren erheblich. Die Orgelbauten, die er unternahm, zeugen davon. Die Annalen von Einsiedeln erwähnen zahlreiche bedeutende Innovationen, die R.P. Müller durchgeführt hat.

Drei weitere Komponisten des 18. Jahrhunderts sind auf dieser Aufnahme vertreten. Der Stil aller dieser Werke ist sehr ähnlich, was die Annahme von Rudolf Walter (Acta Organologica, Band 5), dass Pietro Valle der Komponist Pietro della Valle (1586-1652) sei, absurd erscheinen lässt. Alle diese Musik ist zweifellos aus dem 18. Jahrhundert. Der Name Goeury (oder Goevrij) ist auf dem Manuskript schwer lesbar. R. Walter vermutet, dass es sich um Goulit, den Kapellmeister von Notre-Dame in Paris, handeln könnte, aber seine Musik scheint wenig französisch zu sein. Was den anonymen Komponisten betrifft, so ähnelt sein Stil dem der anderen.

Mitten in dieser Rokoko-Musik hebt sich R.P. Schubiger mit seinem Marsch von Saint Cecilia hervor. Wir wollten dieses Meisterwerk der Öffentlichkeit vorstellen, nicht nur, weil es uns bei unseren Konzerten, selbst in den entlegensten und musikalisch puritanischsten Regionen, stets Ovationen eingebracht hat, sondern auch, weil dieser Marsch eine „polyorganistische“ Musikkultur widerspiegelt, die bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts in Einsiedeln fortbestand.


Aufnahmen der Orgeln von Hinwil (ZH)

Diese Aufnahmen wurden im August 1976 in der reformierten Kirche in Hinwil (ZH) gemacht. Die große Orgel, die 1973 von der Orgelbaufirma Mathis aus Näfels gebaut wurde, hat folgende Disposition:

Grand Orgue (2ᵉ clavier) Positif séparé (1ᵉʳ clavier)
Quintaton 16’ Bourdon 8’
Montre 8’ Prestant 4’
Hohflöte 8’ Rohrflöte 4’
Gambe 8’ Nazard 2’⅔
Prestant 4’ Waldföte 2’
Spitzflöte 4’ Tierce 1’⅗
Quinte 2’⅔ Scharff 3-4 rgs 1’
Octave 2’ Cromorne 8’
Mixture 3-4 rgs 1’⅓
Trompette 8’
Brustwerk (3ᵉ clavier) Pédale
Holzgedackt 8’ Contrebasse 16’
Gedacktflöte 4’ Soubasse 16’
Principal 2’ Principal 8’
Larigot 1’⅓ Rohrgedackt 8’
Cimbel 1/2’ Octave 4’
Holzregal 16’ Mixtur 2’⅔
Fagott 16’
Zinke 8’

Tremblant et Zimbelstern.

Chororgel

Die Chororgel, die 1971 von der Firma Metzler aus Dietikon gebaut wurde, hat folgende Disposition:

Manuel Pédale (accouplée en permanence au clavier)
Bourdon 8’ Soubasse 16’
Principal 4’
Flûte 4’
Octave 2’
Flûte 2’
Mixture

Positive der Firma Kuhn

Die beiden Positiven, die uns freundlicherweise von der Firma Kuhn aus Maennedorf zur Verfügung gestellt wurden, wurden 1972 und 1976 gebaut. Sie sind im Aussehen und in der Disposition identisch:

Positifs (1972 & 1976)
Bourdon 8’
Dessus de Gambe 8’
Flûte 4’
Principal 2’
Quinte 1’⅓
Cymbale 2 rgs

Disposition der Orgeln

Für den Hörer in Stereo- oder Quadrophonie sind die Orgeln wie folgt angeordnet:

  • Werke für vier Orgeln Große Orgel hinten, Chororgel vorne rechts, Positiv 1972 vorne in der Mitte, Positiv 1976 vorne links.
  • Werke für drei Orgeln (wenn die große Orgel nicht verwendet wird): Chororgel vorne rechts, Positiv 1972 vorne links, Positiv 1976 hinten.

 


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