Dvorak String Quartet No. 11 & 13 - Quatuor Sine Nomine | VDE-GALLO

ANTONIN DVORAK : STRING QUARTET NO. 11 IN C MAJOR, OP. 61 – STRING QUARTET NO. 13 IN G MAJOR, OP. 106

VEL 1517

Antonín DVORAK : String Quartet No. 11 in C Major, Op. 61, B. 121 – String Quartet No. 13 in G Major, Op. 106, B. 192

Quatuor Sine Nomine : Patrick Genet, François Gottraux, Violinen – Nicolas Pache, Viola – Marc Jaermann, Cello.

Booklet VEL 1517.pdf

Im Gesamtwerk Dvořáks nimmt die Kammer musik einen ebenso bedeutenden wie andau ernden Platz ein. Ohne weitere Ausbildung als die, die ihm vom Dorfschulmeister in Zlonice erteilt worden war, erarbeitete sich der ehe malige Metzgerlehrling seine erste Erkennung als Komponist mit der Komposition eines Quintetts in a-moll, Op. 1, und unmittelbar danach derjenigen eines Quartetts in A-Dur. Diese zwei Werke stammen beide aus den Jahren 1861 und 1862. Dvořák war damals zwanzig Jahre alt.

Seine Kammermusik folgt dann denselben Entwicklungszyklen wie seine symphonische Musik : eine erste Periode entspricht der Suche nach einem eigenen Stil, dann werden der slawische und der amerikanische Einfluss spürbar, und zuletzt nimmt der Bezug auf die verehrte Heimat wieder überhand.

Antonin Dvořák hinterlässt einen umfang reichen Katalog von Kammermusik : vierzehn Streichquartette (die nicht publizierten Jugendwerke inbegriffen), ein Streichsextett, zwei Quartette mit Klavier, vier Trios mit Klavier und mehrere Sonaten für Violine und Cello. Dvořáks Kammermusik ist derart reichhaltig und dicht, dass sie am ehesten mit den Werken eines Schumann oder Brahms vergleichbar ist. Seinen mit einem Untertitel versehenen Werken wie der Symphonie Aus der Neuen Welt, dem Dumky-Trio oder dem Amerikanischen Quartett ist ein grosser Teil seiner Beliebtheit zu verdanken.

Aber sie haben dabei andere Werke dieses grossen tschechischen Komponisten in den Schatten gestellt. Die vorliegende Aufnahme bringt einen glänzenden Beweis für das einfache, aufrichtige und rührende Genie Dvořáks.

Das Quartett in C-Dur, Op. 61, aus dem Jahre 1881, war ein Auftrag eines Geigers am Wiener Hof und wurde unter Zeitnot in genau einem Monat komponiert. In seiner Eile nimmt Dvořák Monate zuvor niedergeschriebene thematische Ideen wieder auf, um sie ins Gefüge des neuen Werkes einzuflechten. Nicht nur hindert uns diese Anekdote keineswegs am Verständnis dieses Werkes, sondern zeigt uns vielmehr die ausserordentlichen technischen Fertigkeiten des Komponisten.

In diesem vollkommenen Quartett ist der Einfluss der volkstümlichen Musik gering, aber die generelle Struktur lässt einige Züge beethoven’scher Prägung durchschimmern. Der langsame Satz ist eine meisterhafte Meditation mit melancholischer Lyrik, welcher ein ausgelassenes und rhythmisches Scherzo folgt. Das Finale ist ohne Zweifel der ausgearbeitetste Satz : einer kurzen, langsamen Einleitung folgt ein wirbelartiger Skocna (Hopser), der wiederum von einem dem Komponisten so wichtigen slawischen Thema unterbrochen wird.

Das Quartett in G-Dur, Op. 106 verkörpert, zusammen mit seinem jüngeren Bruder in a-moll, Op. 105 den Höhepunkt und das Ende der Kammermusik-Kompositionen Dvořáks. Wie er nach drei mehr oder weniger glücklichen Jahren in Amerika in die Heimat zurückkehrt, komponiert er sogleich diese zwei Streichquartette, deren Numerierung übrigens trügerisch ist, denn das Op. 106 kam vor dem Op. 105 zustande.

Dvořák vertraut dem nüchternen Streichquartett seine Freude an und benützt dabei noch einige Erinnerungen aus Amerika im Scherzo und im Finale, die jedoch in einer vorwiegend slawischen Atmosphäre untertauchen. Otakar Sourek, Dvořáks Biograph, bemerkt auch : « Der Kern des Quartetts in G-Dur ist in den ersten Sätzen enthalten : der erste, voller freudigem Lächeln und warmherziger Echtheit, ist durch die Originalität der darin enthaltenen Ideen sowie durch die Kühnheit seiner grossartigen Struktur bemerkenswert ; der zweite, Adagio, ist von hymnischem Schwung, berauschender Schönheit, seltener Tiefgründigkeit und kräftiger Struktur gekennzeichnet ». Dieses Quartett spiegelt den grossen Enthusiasmus des Komponisten meisterhaft wieder, der nach drei Jahren amerikanischen « Exils » so glücklich ist, den Boden der Heimat wieder zu betreten. Dvořák ist damals vierundfünfzig Jahre alt. Neun weitere wird er noch leben, aber die Überschwenglichkeit, die in den zwei letzten Quartetten zum Ausdruck kommt, bildet auch den Markstein für das Ende dieser eigenartigen Produktion, für die er so manche grossartige Werke komponierte. Von nun an wird er sich der programmatischen Musik und der Oper, seinem Traum seit jeher, widmen.

François Hudry
Übers. Michel Grandjean

CHF 19.50

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