Die ruhige Pastorale d’Automne wird in der 7e Episode des Dritten Akts vom Horn wieder aufgenommen. Kurz vor der 8e Episode folgt der stolze Marsch der Bataillone von Davel. Das Thema von Marots Psalm wird kurz in der 16e Episode des Fünften Akts wieder eingeführt. In der nächsten Episode, im Gefängnis, wird Davels Traum (Selig ist, wer nach Gerechtigkeit dürstet) in C-Dur gesungen, während die Mutter des Majors und die „Schöne Unbekannte“ auftauchen.
Die 18e Episode ist tragisch und lässt den bewegenden Trauermarsch erklingen, wenn sich die Prozession in seinem Rhythmus bewegt. Dann wird noch die helle Pastorale d’Automne angedeutet, bevor sich die Tonart mit der Rückkehr des Trauermarsches verdunkelt. Der Marsch der Bataillone von Davel beendet die Partitur.
Zur Zeit der Entstehung seiner Bühnenmusik hatte Doret gerade seine ältere Schwester verloren, der er sehr nahe stand. Wie er in Temps et Contretemps (Freiburg, 1942) schrieb, ertrank er „in den Proben, um den Kummer des Augenblicks zu vergessen“. Der Erfolg der Aufführungen tröstete ihn. Davel ist eine anspruchsvolle Komposition, die er jedoch in Satigny im Kanton Genf in einer „Atmosphäre der Gelassenheit“ konzipieren konnte. Morax seinerseits erwies sich als so nüchtern wie möglich und vermied jede Form von Bombast. In diesem Fall handelt es sich um eine beispielhafte Zusammenarbeit zwischen diesen beiden Schöpfern.
Mirage (Le rythme triste de l’automne), auf ein Gedicht des Nietzscheaners Charles Vellay (1873-1953), veröffentlicht um 1902, für Singstimme und Klavier, mit Flöte ad lib. steht in e-Moll. Das Werk ist Frau Charles Dettelbach, einer Sängerin, gewidmet.
Die Tarantella (1896) über einen Text des Genfers Marc Monnier (1829-1885) – Aux cieux la lune monte et luit – steht in D-Dur. Der Journalist und Freund Georges Gaulis (1864-1912) war der Widmungsträger. Das Titelblatt trägt die Angabe: „Chanson de Lauzières“, sicherlich in Bezug auf Achille de Lauzières (1818 ?-1894), den berühmten Texter neapolitanischer Lieder.
Gustave Doret komponierte die Musik für zwei Fêtes des Vignerons: 1905 und 1927. Das erste entstand in Zusammenarbeit mit dem treuen René Morax, während das zweite mit dem jungen Genfer Literaten Pierre Girard (1892-1956) konzipiert wurde. 1905 war der Höhepunkt der Fêtes des XIX. Jahrhunderts und ein durchschlagender Erfolg. Doret hatte sich für eine Abkehr vom volkstümlichen Ton seines Vorgängers Hugo de Senger (1835-1892) entschieden. Der Winter wurde an den Anfang der Dramaturgie gestellt, um dem herbstlichen Bacchus die Möglichkeit zu geben, den Schlusspunkt zu setzen. Morax’ biblische Inspiration stellte in gewisser Weise das Ideal dieses Festes dar.
Die Ausgabe von 1927 fand in einem Klima großer Unsicherheit statt, da viele Winzer, die ernsthaft betroffen waren, ihre Aufgabe aufgaben. Morax lehnte ab, während Arthur Honegger (1892-1955) als Kandidat in Betracht gezogen wurde. Schließlich setzte sich Doret durch. Das Volkslied und das Chorrepertoire wurden nun singulär aufgewertet.
Die für diese Aufnahme ausgewählten Auszüge wurden auch von Joachim Forlani unter dem Titel: Suite „La fête des Vignerons“ transkribiert.
Le Printemps – À qui donner la Rose? (1927) in D-Dur war ursprünglich ein Unisono-Chor mit Orchesterbegleitung.
L’Hiver – La Chanson du Blé qui lève (1927) – Sous le ciel noir de février – in B-Dur war ursprünglich ein Chor für Solo-Tenor und vier Männerstimmen für den A-cappella-Refrain.
Le Printemps – La coquille (1905) – Chanson de Claudine – Dans le mois de juin – in G-Dur, war ursprünglich ein 1-stimmiger Gesang.
L’Automne – La Chanson du Pressoir (1927) – Que la tonne s’emplisse – in F-Dur, war ursprünglich ein 1-stimmiges Lied mit Refrain für vierstimmigen gemischten Chor a cappella.
La mi-été – La fille du Vigneron (1905) – L’était un vigneron – in F-Dur, wurde auf ein Gedicht von Juste Daniel Olivier (1807-1876), dem Kantor des Kantons Waadt, komponiert.
L’Automne – Chanson de la Belle Julie (1927) – Tous les gars ont dansé – in G-Dur, war ursprünglich ein vierstimmiger Chor a cappella.
Gustave Doret, ein versierter Theatermann, ist zweifellos hauptsächlich für ein Repertoire bekannt, in dem die Stimme die Hauptrolle spielt. Er war jedoch auch der Autor einer delikaten Suite tessinoise (1917/20) und eines Streichquartetts in D-Dur (1924), die leider völlig in Vergessenheit geraten sind.
Er war auch ein bekannter Dirigent und ein inspirierender Schriftsteller. Als wichtiger Zeuge einer fruchtbaren Epoche der Schweizer Musik inspiriert Doret noch immer die musikwissenschaftliche Forschung, da sein Beitrag ebenso komplex wie fruchtbar ist.
Französischer Originaltext von James Lyon
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