Jüdisches Musikschaffen in der Schweiz
Das Schaffen jüdischer Komponisten in der Schweiz sah sich (und sieht sich vielleicht noch immer) vor verschiedene Probleme gestellt: Zum Einen gab es in der Schweiz keine genuin jüdische Volksmusik, aus welcher die Komponisten schöpfen konnten, so wie dies in Osteuropa beispielweise Joseph Achron, Juliusz Wolfsohn, Alexander und Grigori Krein, Joel Engel, Lazar Saminsky und zahlreiche andere tun konnten. Zum anderen hat klassische Musik aus der Schweiz grundsätzlich Probleme wahrgenommen zu werden, sodass es keine Eigendynamik gab, auf deren Welle Komponisten mitgetragen werden konnten. Im 20. Jahrhundert kommt dann noch der vollkommene Bruch durch die Terrorherrschaft der Nazidiktatur hinzu, deren Folgen hinlänglich bekannt sind.
All dies führte dazu, dass sich gar keine sich selbst bewusste, Gruppe jüdischer Komponisten in der Schweiz bilden konnte, sondern die wertvollen Beiträge so eigenständiger Komponisten wie Ernest Bloch, Ernst und Frank Ezra Levy, Boris Mersson, Leo Nadelmann, Max Ettinger, Aaron Yalom und vieler anderer verstreut über viele Länder, heterogen nebeneinander entstanden sind.
Man kann dieses „Jüdische Musikschaffen in der Schweiz“ in drei Gruppen aufteilen (die Aufzählungen sind bei Leibe nicht vollständig!):
1. Schweizer, welche überwiegend im Heimatland gelebt haben (Leo Nadelmann, Boris Mersson und Philipp Eichenwald).
2. Schweizer, die aus verschiedenen Gründen emigrierten (Ernest Bloch, die beiden Levys, Aaron Yalom).
3. Eingewanderte Komponisten, meist kurz vor dem 2.Weltkrieg, welche sich in der Schweiz niederliessen (Max Ettinger, Paul Kletzki, Richard Rosenberg, Wladimir Vogel).
In dieser Serie von Aufnahmen, fast alle Weltpremieren, spielen zwei Ereignisse eine Hauptrolle. Zum einen meine langjährige, intensive Freundschaft mit Frank Ezra Levy. Zum anderen die ungemein anregende Bekanntschaft mit Walter Labhart, dem eminent wichtigen Musikforscher und Publizisten mit seinem geradezu enzyklopädischen Wissen.
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