Extraits / Excerpts
Telemann: Die Gekreuzigte Liebe, TVWV 5:4 - Telemann Vokalensemble, Telemann-Orchester, Roland Fitzlaff (2 CD Box)
CD 1:
Georg Philipp TELEMANN: Die Gekreuzigte Liebe, TVWV 5:4: No. 1, Nicht das Band, das dich bestricket – No. 2, So schleppt man dich ins Richthaus – No. 3, Kommt, schauet Petrus‘ Tränen an – No. 4, Ruchloser Mund, verräterischer Sinn – No. 5, Ach mein Mund, ach meine Zunge – No. 6, Was nützt mir’s nun – No. 7, Fließt ewig, meine Zähren – No. 8, Ach Herr, mich armen Sünder – No. 9, Ans Kreuz, ans Kreuz – No. 10, Verfluchte Menschen, haltet ein – No. 11, O weh! Die ganze Schar – No. 12, Die Sporne, die meinen Erlöser – No. 13, Doch göttlich’s Haupt – No. 14, Wir wollen dich als Judenkönig grüßen – No. 15, Das Haupt, in dem die Gottheit thront – No. 16, Aber nein, nicht die Menschen zu verderben – No. 17, Du, ach du hast ausgestanden – No. 18, Jetzt lösen sie dich auf – No. 19, Weinet, ihr getreuen Herzen.
CD 2:
Georg Philipp TELEMANN: Die Gekreuzigte Liebe, TVWV 5:4: No. 20, Ach Golgatha! – No. 21, Die Stunde kömmt – No. 22, Spiegelt euch in meinem Leiden! – No. 23, Schaut den entblößten Leib – No. 24, Aus Liebe lag ich in der Krippen – No. 25, O herber Anblick – No. 26, Seele meiner Seelen – No. 27, Was hör ich? – No. 28, Pfui dich! – No. 29, O Jammerblick – No. 30, Seht, welch ein Mensch! – No. 31, Ach könnt ich doch – No. 32, O Welt, sieh hier dein Leben – No. 33, Es ist vollbracht! – No. 34, Ja, leider ja – No. 35, Der Abgrund muss erzittern – No. 36, O große Not! – No. 37, Weh mir! Ich blinder Wurm – No. 38, Ja, die Natur lässt auch aus ihrem Schrecken lesen – No. 39, So leidet selbst die Unschuld so viel Qualen? – No. 40, Ich wünsche mir, Jesu, dir einzig zum Ruhme – No. 41, Wir wünschen uns, Jesu, dir einzig zum Ruhme.
Barbara Böhi, Soprano – Gläubige Seele / Faithful Soul; Maria Magdalena
Ruth Achermann, Soprano – Maria
Mirjam Blessing, Alto – Andächtige Seele / Devout Soul
Felix Rienth, Tenor – Johannes; Pilatus; Hauptmann / Centurion
Christian Marthaler, Bass – Petrus; Arien
Patrick Oetterli, Bass – Jesus
Telemann-Orchester
Telemann-Vokalensemble
Roland Fitzlaff, Conductor
https://www.muenstermusik-konstanz.com/
https://www.telemann-schweiz.ch/
Die Gekreuzigte Liebe oder Tränen über das Leiden und Sterben unseres Heilandes (TVWV 5:4)
Das Passionsoratorium Die Gekreuzigte Liebe von Georg Philipp Telemann (1681–1767) basiert auf einem Libretto von Johann Ulrich König (1688–1744), einem gefeierten deutschsprachigen Textdichter der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts, und wurde am 22. März 1731 im Drillhaus in Hamburg uraufgeführt.
König, seit 1720 geheimer Staatssekretär und Hofdichter August des Starken in Dresden, hielt sich um diese Zeit erneut in Hamburg auf, weshalb vermutet wird, dass er der Uraufführung beiwohnte, auch wenn sich dies nicht mit Sicherheit sagen lässt.
Das Libretto der Gekreuzigten Liebe stellt seinerseits eine Umarbeitung des Textes Thränen unter dem Kreuze Jesu dar, ebenfalls von König zu einem früheren Zeitpunkt verfasst. Bereits der ausufernde Titel des Werks weist darauf hin, dass hier Neues entstanden ist, was einer Erklärung bedurfte.
Telemanns Werk Die Gekreuzigte Liebe gehört zu seinen fünf Passionsoratorien und zeigt eine deutliche Weiterentwicklung der Gattung, die in einer Zeit des kulturellen Umbruchs entsteht – insbesondere mit Blick auf die Kirchenmusik.
Eine der neuen Errungenschaften ist das gewandelte Jesus-Bild, das sich aus seinem biblischen Umfeld löst und individueller, ja „menschlicher“ gestaltet wird. Jesus erscheint nun nicht mehr als Sohn Gottes, der seine Passion annimmt, versteht und stoisch erträgt, sondern sein Leiden trägt menschliche Züge: Er empfindet physische und psychische Qual, er ist verängstigt, er schwitzt und blutet und schreit die Frage heraus, warum er das alles zu erdulden habe.
Die Dichter der Aufklärung, und insbesondere des Pietismus, befeuern diese Entwicklung mit wortgewaltigen und brutal-drastischen Schilderungen, die auch in den Passionsoratorien Telemanns Widerhall finden. So ist auch Telemanns drittes Passionsoratorium geprägt von einer intensiven Darstellung des Leidens Christi und der emotionalen Reaktionen der Gläubigen.
König verwendet eine bildhafte und affektgeladene Sprache, die Telemann mit einer vielfältigen musikalischen Gestaltung umsetzt. Die Arien und Rezitative sind reich an Wort-Ton-Beziehungen, die die Dramatik und Emotionalität des Textes unterstreichen. Besonders auffällig ist die Verwendung von Pausen, Sechzehntelfiguren und großen Intervallen, die Affekte wie Trauer, Schmerz und Verzweiflung darstellen.
Die sich seit der Brockes-Passion – Telemanns erstem Beitrag zur Gattung – abzeichnende Tendenz, Jesus nach und nach seines göttlichen Nimbus zu berauben, erreicht in der Gekreuzigten Liebe einen ersten Höhepunkt: Die gesamte Partie ist paraphrasiert, es findet sich kein direkter Bezug zu Bibelstellen (der einzige Bezug ist in Wahrheit allein der Rollenname „Jesus“), hingegen ist die Figur geprägt von Affekten unterschiedlicher Couleur: Angst, Spott oder Hohn.
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