Bach: Transcriptions for Harpsichord - Dorota Cybulska | VDE-GALLO

Johann Sebastian Bach: Transcriptions for Harpsichord – Dorota Cybulska-Amsler, Cembalo

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Johann Sebastian BACH: Keyboard Sonata in D Minor, BWV 964 – Prelude, Fugue and Allegro in E-Flat Major, BWV 998 – Suite in E Minor, BWV 996 – Sonata in A Minor, BWV 965 – Concerto in B Minor, BWV 979.

Dorota Cybulska-Amsler, Cembalo.


J.S. BACH: TRANSCRIPTIONEN FÜR CEMBALO

Die Praxis der Transkription in ihren vielfältigen Erscheinungsformen ist ein wichtiges Kapitel der Musikgeschichte. In dieser Hinsicht bietet die Literatur für Klaviatur ein reiches „Arrangement“-Angebot, angefangen von den Tabulaturen des 16. Jahrhunderts bis zu Liszts Klavierarrangements der Beethovensymphonien. Traditionsgemäß bezeichnet man Liszt als Erfinder des Begriffs „Transkription“, wie man ihn heute versteht; er definiert ein Stück, das für andere Besetzung umgeschrieben wurde als für die anfänglich dafür vorgesehene.

Die Cembalo-Literatur ist reich an Beispielen dieser Praxis. Man findet darin nicht nur Kammermusik, die für Cembalo arrangiert wurde (z.B. die „Pièces de clavecin en concert“ von Rameau oder die Fassung der „pages orchestrales“ von Lully durch Anglebert), sondern auch Werke, die für Cembalo geschrieben wurden und die man, mit dem Einverständnis ihrer Komponisten, für Melodiestimme mit Cembalobegleitung umwandelte (z.B. bestimmte Stücke von Couperin).

Transkriptionen machen einen nicht unwichtigen Teil des Werkes Johann Sebastian Bachs aus. Mindestens 16 Cembalokonzerte und 5 Orgelkonzerte ausländischer Meister schrieb er um. Dazu kommen seine eigenen Transkriptionen für Cembalo, sowie diejenigen anderer Komponisten, wie Albinoni, Corelli, Vivaldi, Reinken u.s.w. Außerdem darf man die zahllosen Verwendungen von Fragmenten eines Werkes in anderen nicht vergessen; dafür benutzte man verschiedene Techniken: einfache Transkription, Auslassung oder Hinzufügung von verschiedenen Teilen, Tonartwechsel, Neufassung eines Werkes auf der Basis schon existierenden Materials.

Die d-moll Sonate (BWV 964) ist ein Arrangement der a-moll Sonate für Solovioline (BWV 1003). Sie wird durch ein Einzelmanuskript belegt, das man in einem Stoß von Bachs Werken fand, die sein Schüler Altnickol kopierte. Den Titel des Stückes „Sonata / per il / Cembalo solo / del Sgr. J.S. Bach“ schrieb aber nicht Altnickol, sondern J.G. Müthel.

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Johann Gottfried Müthel, Organist in Riga, ging im Jahre 1750 nach Leipzig, um sich beim Kantor fortzubilden. Nach dessen Tode wohnte er bei Altnickol in Naumburg. Müthel wäre demnach in den Besitz der Partitur gelangt, die eigentlich Altnickol gehörte. Dieser Besitzerwechsel erschwert es, mit Sicherheit zu sagen, ob Altnickol das Werk und sein Arrangement von Bach nur kopiert hat, oder ob er selbst der Autor ist.

Man besitzt jedoch urschriftliche Transkriptionen von Violinwerken, die für andere Instrumente geschrieben wurden. Bach hat zum Beispiel die 3. Partita in E-Dur (BWV 1006) für ein Klaviaturinstrument ohne besondere Bezeichnung adaptiert (BWV 1006a) und die Fuge der 1. g-moll Sonate (BWV 1001) für Laute (BWV 1000) und Orgel (BWV 539). Außerdem erzählt J.F. Agricola im Jahre 1775, „dass sein Meister Bach die Violinsonaten oft auf dem ‚Clavicorde‘ spielte und so viele Harmonien dazufügte wie er es für nötig fand.“

Preludium, Fuge und Allegro (BWV 998). Der autographische Titel gibt „Für Laute und Cembalo“ an. Ist die Datierung der Jahre 1740-1745 richtig, was in Frage gestellt wurde, wäre dieses Werk eine der letzten Kompositionen Bachs für Laute. Die Fuge gehört zu den zahlreichen Fassungen des Chorals „Vom Himmel hoch, da komm ich her“ aus Bachs Nachlass.

E-moll Suite (BWV 996). Von dieser Suite existieren mehrere Originalkopien (in h- oder e-moll), wovon die wichtigste, zu Lebzeiten Bachs datierte, von J.G. Walther stammt. Dieses Manuskript hat den Titel „Praeludio con la suite da Giov. Bast. Bach aufs Lauten Werk“, was vermuten lässt, dass die Suite nicht der Laute, sondern dem „Lautenclavicymbel“, dem Lauten-Cembalo, bestimmt war. Man besitzt kein Original, nicht einmal ein ikonographisches Dokument dieses eigenartigen Instruments, von dem aber zwei Exemplare im Besitzverzeichnis Bachs angeführt sind, das nach seinem Tode ausgestellt wurde. Der berühmte Musikwissenschaftler J. Adlung erzählt, dass er im Jahre 1740 Gelegenheit hatte, eines dieser Instrumente zu hören, das von Zacharias Hildebrant nach Bachs Ratschlägen gebaut wurde.

Die a-moll Sonate nach Reincken (BWV 965) ist ein Arrangement der 1. Sonate vom „Hortus musicus / recentibus alique fosculis / Sonaten / allemanden / couranten / sarabanden / et giguen / cum 2 violin, viola et basso continuo“ (Hamburg 1687) von J.A. Reincken.

Johann Adam Reincken (1623-1722) war der berühmte Organist der Katharinenkirche von Hamburg, und Bach, aus Lüneburg zu Besuch in Hamburg, hatte ihn mehrere Male gehört. Um das Jahr 1722 reiste Bach nach Hamburg und spielte vor einem Kreis angesehener Personen. Nachdem Reinken, fast hundertjährig, seinen Gast eine halbe Stunde lang über den Choral „An Wasserflüssen Babylons“ improvisieren gehört hatte, machte er ihm folgendes Kompliment: „Ich glaubte, diese Kunst sei tot, doch ich sehe, dass sie mit Ihnen weiterlebt.“

Reincken steht auf der von Forkel zitierten Liste der Meister, die Bach mit großer Aufmerksamkeit studierte. Man kann deshalb sagen, dass die Transkription der zwei Sonaten von Reincken eine Art Huldigung Bachs für den alten Meister ist.

Die Sonaten von Reincken sind nach dem Schema Adagio – Allegro – Adagio – Allegro mit nachfolgenden Tänzen konstruiert. Im vorliegenden Fall, und besonders in der Fuge des zweiten Satzes, reflektiert der Begriff Transkription nur mangelhaft die Arbeit des Kantors. Bach schreibt das Stück quasi neu, indem er das thematische Originalmaterial verwendet, Kombinationen des Themas mit entwickelten Gegenthemen hinzufügt und so die eigentlichen Grenzen des Werkes um vieles erweitert und bereichert. Die Fuge zum Beispiel, zählt bei Reincken 50 Takte, bei Bach aber 85; die Gigue bei Reincken 39 Takte und 50 bei Bach. Schließlich führt Bach die „Divertissements“ (Zwischenspiele) und eine vierte Stimme in die Gigue ein, so dass es nicht übertrieben ist zu behaupten, Bach hätte die musikalische Qualität des Originals verbessert.

Das h-moll Konzert für Cembalo (BWV 979) ist ein Arrangement eines Violinkonzertes von Torelli (nach einem Wiener Manuskript) oder von Vivaldi (nach dem Manuskript von Lund). Das Manuskript des Arrangements hat den Titel „XII concerto di Vivaldi elaborati di J.S. Bach“. Die klassische These will, dass Bach sich für die Werke Vivaldis interessierte, um sich mit der konzertierenden Form vertraut zu machen; deshalb reduzieren sich diese Transkriptionen zu stilistische Übungen. Neuere Nachforschungen haben jedoch ergeben, dass diese Arrangements wahrscheinlich vom jungen Herzog Hans Ernst von Sachsen-Weimar, ein hervorragender Cembalospieler, bei Bach in Auftrag gegeben worden waren.

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